ELLENBOGEN

Ellenbogen: Ein komplexes Gelenk für die Beweglichkeit der oberen Extremität



Der Ellenbogen ist ein wichtiges Gelenk, das die Beweglichkeit und Funktion der oberen Extremität ermöglicht. Er verbindet den Oberarmknochen (Humerus) mit den beiden Unterarmknochen (Radius und Ulna) und ermöglicht sowohl Beuge- und Streckbewegungen als auch Drehbewegungen des Unterarms.

Anatomie des Ellenbogengelenks

Das Ellenbogengelenk besteht aus drei Teilgelenken, die von einer gemeinsamen Gelenkkapsel umgeben sind:
  1. Humeroulnargelenk (Articulatio humeroulnaris)
    • Typ: Scharniergelenk zwischen Humerus und Ulna.
    • Funktion: Beugung und Streckung des Unterarms.
  2. Humeroradialgelenk (Articulatio humeroradialis)
    • Typ: Kugelgelenk zwischen Humerus und Radius.
    • Funktion: Beugung, Streckung und geringe Drehbewegung des Unterarms.
  3. Proximales Radioulnargelenk (Articulatio radioulnaris proximalis)
    • Typ: Drehgelenk zwischen Radius und Ulna.
    • Funktion: Supination (Handfläche nach oben) und Pronation (Handfläche nach unten) des Unterarms.


Ligamentöse Strukturen des Ellenbogens

Die Stabilität des Ellenbogengelenks wird durch mehrere Bänder gewährleistet:
  • Ligamentum collaterale radiale: Stabilisiert die laterale Seite des Gelenks und verhindert eine übermäßige Abduktion.
  • Ligamentum collaterale ulnare: Stabilisiert die mediale Seite des Gelenks und verhindert eine übermäßige Adduktion.
  • Ligamentum anulare radii: Umschließt den Kopf des Radius und hält ihn in der Einkerbung der Ulna, was für die Drehbewegungen entscheidend ist.


Muskulatur des Ellenbogens

Die Muskulatur des Ellenbogens kann in Flexoren (Beuger) und Extensoren (Strecker) unterteilt werden:
  • Flexoren (Beuger)
    • M. biceps brachii: Beugung und Supination des Unterarms.
    • M. brachialis: Hauptbeuger des Unterarms.
    • M. brachioradialis: Unterstützt die Beugung des Unterarms in neutraler Position (Daumen nach oben).
  • Extensoren (Strecker)
    • M. triceps brachii: Hauptstrecker des Unterarms.
    • M. anconeus: Unterstützt die Streckung und Stabilisierung des Ellenbogens.


Bewegungen des Ellenbogengelenks

Das Ellenbogengelenk ermöglicht folgende Bewegungen:
  • Flexion und Extension:
    • Flexion: Beugung des Unterarms (etwa bis 145°).
    • Extension: Streckung des Unterarms (bis ).
  • Supination und Pronation:
    • Supination: Drehung der Handfläche nach oben (etwa 90°).
    • Pronation: Drehung der Handfläche nach unten (ebenfalls etwa 90°).


Häufige Pathologien und Therapieansätze des Ellenbogens



1. Epicondylitis (Tennis- und Golferellenbogen)

  • Pathogenese: Überlastung und Mikrotraumata der Sehnenansätze.
  • Symptome: Schmerzen an den Sehnenansätzen, besonders bei bestimmten Bewegungen.
  • Therapie:
    • Konservativ: Ruhe, Physiotherapie, Dehnungs- und Kräftigungsübungen, Eisbehandlungen.
    • Operativ: Entfernung des geschädigten Gewebes bei schweren Fällen.


2. Bursitis olecrani (Schleimbeutelentzündung)

  • Pathogenese: Entzündung des Schleimbeutels durch Überlastung oder Trauma.
  • Symptome: Schwellung und Schmerzen im Ellenbogen.
  • Therapie:
    • Konservativ: Ruhe, Kompression, Anwendung von Eis.
    • Operativ: Entfernung des Schleimbeutels bei chronischen Entzündungen.


3. Kubitaltunnelsyndrom

  • Pathogenese: Kompression des Nervus ulnaris im Kubitaltunnel.
  • Symptome: Kribbeln, Taubheit und Schwäche im Klein- und Ringfinger.
  • Therapie:
    • Konservativ: Druckentlastung, Schienen, Physiotherapie.
    • Operativ: Entlastung des Nervs in schweren Fällen.


4. Osteoarthritis (Arthrose des Ellenbogens)

  • Pathogenese: Degenerative Veränderungen infolge von Trauma oder chronischer Überlastung.
  • Symptome: Schmerzen, Steifheit und Bewegungseinschränkungen.
  • Therapie:
    • Konservativ: Physiotherapie, entzündungshemmende Medikamente, Injektionen.
    • Operativ: Gelenkoperation oder Gelenkersatz in schweren Fällen.


Fünf allgemeine Übungen zur Stärkung des Ellenbogens

1. Ellbogenbeugen
  • Ausgangsposition: Stehen oder sitzen mit geraden Armen.
  • Durchführung: Ellbogen beugen und die Hand zur Schulter bringen, dann wieder strecken.
  • Wiederholungen: 10-15 Wiederholungen, 3 Sätze.
2. Ellbogenstrecken
  • Ausgangsposition: Stehen oder sitzen mit gebeugtem Ellbogen.
  • Durchführung: Ellbogen vollständig strecken und zur Ausgangsposition zurückkehren.
  • Wiederholungen: 10-15 Wiederholungen, 3 Sätze.
3. Handgelenksbeugen mit Gewicht
  • Ausgangsposition: Sitzen mit Unterarm auf dem Tisch, Handgelenk über der Kante.
  • Durchführung: Ein leichtes Gewicht durch Beugen des Handgelenks anheben und langsam absenken.
  • Wiederholungen: 10-15 Wiederholungen, 3 Sätze.
4. Handgelenksstrecken mit Gewicht
  • Ausgangsposition: Sitzen mit Unterarm auf dem Tisch, Handgelenk über der Kante.
  • Durchführung: Ein leichtes Gewicht durch Strecken des Handgelenks anheben und langsam absenken.
  • Wiederholungen: 10-15 Wiederholungen, 3 Sätze.
5. Pronation und Supination mit Stab
  • Ausgangsposition: Einen Stab oder eine Hantel senkrecht halten.
  • Durchführung: Stab nach innen (Pronation) und nach außen (Supination) drehen.
  • Wiederholungen: 10-15 Wiederholungen, 3 Sätze.


Zusammenfassung

Der Ellenbogen ist ein entscheidendes Gelenk für die Beweglichkeit der oberen Extremitäten. Seine komplexe Anatomie und Biomechanik ermöglichen eine Vielzahl von Bewegungen, die durch das Zusammenspiel von Knochen, Bändern und Muskeln gesteuert werden. Pathologien des Ellenbogens erfordern eine sorgfältige Diagnostik und individuell angepasste Therapieansätze, von konservativen Maßnahmen bis hin zu operativen Eingriffen. Ein fundiertes Verständnis der Anatomie und Funktionen des Ellenbogens ist essenziell für die effektive Behandlung und Rehabilitation.
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